Segen und Fluch

VDM Esther Gisler Fischer

«Hals- und Beinbruch» wünschen sich Menschen bisweilen, besonders dann, wenn etwas Schwieriges oder Risikoreiches bevorsteht. Man ist geneigt zu denken, dass dies als eine Art magischer Antizauber gedacht ist; im Sinne davon, dass Unheil gebannt werden kann durch dessen bewusstes Aussprechen. Dies wäre durchaus möglich, trifft in diesem Sinne jedoch nicht zu.

Zwei Seiten einer Münze

Der Ausspruch stammt aus dem Jiddischen und ist eine Verballhornung des hebräischen «Haslacha u Baracha», was soviel heisst, wie Glück und Segen. Dahinter steht die Erfahrung, dass etwas auch schief gehen kann. Aus eigener Erfahrung wissen wir: Fluch und Segen einer Sache liegen manchmal nahe beieinander. Alles hat eben zwei Seiten, wie eine Münze. Um beim Beispiel Geld zu bleiben: Es ist angenehm, wenn welches vorhanden und unser Lebensunterhalt gesichert ist. Somit bleibt Zeit für Anderes. Geld kann eingesetzt werden um sinnvolle Investitionen zu tätigen, welche dem Leben der Menschen dienen. Mit Geld wird jedoch auch spekuliert. Statt die Menschen selber, arbeitet nun das Geld; «der Rubel rollt» dann manchmal fast schon von alleine. Heute sind im Finanzbereich nicht nur Börsenmakler am Werk, sondern auch so genannte Hochleistungscomputer, welche aus kleinsten Währungsunterschieden Gewinn generieren. «Kleingeld macht auch Mist» weiss da der Volksmund. Und «Pecunia non olet» wussten schon die alten Römer. «Geld stinkt nicht», aus welchen Machenschaften es auch kommen mag. Wie die Folgen von alleiniger Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf menschliche Bedürfnisse aussehen, das hat uns die jüngste Finanzkrise zur Genüge vor Augen geführt.

Eine andere Währung

Segen oder Fluch, die Unterscheidung der Geister in unserer komplexen Welt ist wahrlich nicht immer einfach. Zum Glück gibt es da noch eine andere Währung, als es der momentan harte Franken oder der seit längerem schwächelnde Euro ist. Jene nämlich, welche nicht mit Gold gedeckt ist, sondern ihren Wert aus der Zusage der Würde an mich als Frau oder als Mann von Gott herleitet. Diese Würde ist unverdient, geschenkt und somit ein Segen. Startkapital gab es auch für jeden und jede von uns. Es sind unsere Talente, mit denen zu wuchern kein Fluch, sondern ein Segen für unsere Mitmenschen sein kann. Auch wenn unsere Welt nicht das Paradies ist, so ist uns doch das Reich Gottes verheissen, das durch den Einsatz unserer Begabungen und Fähigkeiten bruchstückhaft Wirklichkeit werden kann. Vorausgesetzt, wir vergessen nicht den Rückhalt, den Gott uns anbietet, um dies gemeinsam zu erreichen.

«Gesegnet ist jede Frau und jeder Mann, die auf Gott vertrauen und deren Rückhalt Gott ist.»
Jer 17,7, Bibel in gerechter Sprache